karin sander: karin sander,
ausstellungskatalog, ausstellungsplakat und plakatedition
kunst museum winterthur und reinhart am stadtgarten, 2018

schön obszön


nicht nur der titel der ausstellung »karin sander: karin sander« lässt einen stolpern und staunen – soll das lustig sein? oder ist das vielleicht geradezu der heiße scheiß? auch die erwartung, kunst in form von drei kilo bedrucktem papier (chlorfrei gebleicht, yo) mit nach hause nehmen und dekorativ auf dem coffeetable arrangieren zu können, wird nicht erfüllt. die rituale der kunstwelt werden elegant zelebriert durch ihre verweigerung und dem gleichzeitigen angebot von etwas eigenem, neuem und anderem. anstatt einen mit verschwurbelten texten bedeutungsaufgeladenen katalog zu ihrer ausstellungseröffnung vorzulegen, beauftragt die künstlerin zwei renommierte autoren mit zwei kriminalromanen, in denen zwei ihrer werke eine rolle spielen – die gebrauchsbilder und mailed paintings, die in der ausstellung zu sehen sind. die grafiker sollen die hefte und deren cover gestalten. sie sind zugleich die edition zur ausstellung. aber wie gestaltet man kriminalromane, ohne in die stereotypenfalle (leicheblutwaffe) zu treten? die idee, die zwei romane wie jerry-cotton-hefte ausschauen zu lassen, öffnet dem chaos tür und tor. die protestantisch-calvinistische haltung schmilzt dahin und endlich, heimliches aufatmen allenthalben, dürfen die designer das, was sie sich normalerweise strikt versagen: raster komplett vergessen, schriften fies verzerren, bilder sinnlos sampeln und schriftgrößen grausam mischen. das konzept der kitschig-geschmacklosen schundheftästhetik geht auf. das lustvolle gemetzel der grafischen regeln ist wie der heimliche genuss von cola, pommes und lindenstraße und er schmeckt allen beteiligten. fall erledigt.

Projektdaten

auftraggeber:

karin sander


kommunikationsdesign:

büro uebele

visuelle kommunikation

mitarbeiter:

filip antunović

carolin himmel

christian lindermann (projektleitung)

justyna sikora (projektleitung)

andreas uebele


fotos:

christian lindermann

justyna sikora