interview für »greller propeller«

max niederschick, 2013 

 

www.greller-propeller.at 

 

this interview is only available in german. 

max niederschick: lieber andreas, vorab vielen dank dass du dir zeit nimmst für greller propeller einige fragen aus dem themenbereich nachhaltigkeit zu beantworten. wirft man hier, aus österreich, einen blick auf deine homepage, fällt als zuerst ein vortrag vor architekten in innsbruck ins auge. als ost-österreicher kann man dazu nur kurz kommentieren: na klar laden die in tirol den uebele ein, denn im westen unseres landes hat design einen wesentlich höheren stellenwert. wir erlauben uns jetzt in dieser frage europäischer zu denken. gibt es aus deiner sicht als designer regionen oder sogar länder in denen design/designer als »wesentlicher« angesehen wird, und was sind, aus deiner sicht, die gründe dafür? 

andreas uebele: max und andreas haben studiert und arbeiten nun bei dem berühmten designer in x. dort lernen sie, der eine abends in der kneipe, der andere im büro, den oder die liebste kennen, denn der eine mag männer, der andere frauen. die neuen pärchen bleben in x, weil der eine schon in der stadt eine guten job hat, den er nicht aufgeben will und die frau möchte in x bleiben, weil sie drei jahre später von einem der beiden oben erwähnten schwanger ist. max und andreas machen sich zusammen selbständig. das männliche paar adoptiert ein kind. beide familien sind glücklich und bleiben in x. in dem büro von max und andreas lernen sich caroline und mats kennen. die geschichte wiederholt sich. die stadt x wird über die zeit eine hochburg für architektur oder design. das sind zufällige momente, die dazu führen, dass eine region für eine disziplin bekannt wird. oder es gibt einen engagierten stadtbaumeister, der die baukunst fördert. anton stankovski hat aus der schweiz die grafik nach süddeutschland importiert, otl aicher hat viele mitarbeiter geprägt, die sich später in süddeutschland selbständig gemacht haben. es sind viele faktoren, die dazu führen können, warum eine region wie z.b. stuttgart für ingenieure oder architektur herausragend sein kann. interessant ist dabei, dass italien zum beispiel eine 2000-jähirge tradition in architekur hat, und in dieser disziplin führend ist, im grafik-design aber, mit wenigen ausnahmen, fast unbedeutend ist. 

in deinen dreißigern hast du dich dazu entschlossen, von architektur auf grafikdesign umzusatteln. in welcher weise kannst du heute sagen, dass deine ausbildung als architekt dich in deinem grafischen schaffen beeinflusst hat? und mit blick auf die unzähligen auszeichnungen: welchen einfluss hat dein früherer beruf und das erlernte handwerk auf deinen beruflichen erfolg? 

das studium der architektur hat mich gelehrt, strukturell und systematisch zu denken. die stuttgarter schule war eine gute. das studium hat mich gelehrt, räumlich zu denken und ich verstehe die wünsche der architekten. ich kann architektur lesen. es gibt aber gute kollegen wie ruedi baur, why not associates oder masaaki hiromura, deren arbeiten ich sehr schätze, und die keine architekten sind. 

beschäftigt man sich mit deinen arbeiten, bekommt man folgenden eindruck: wenn man zu andreas uebele geht, ist es ganz egal, ob man vertreter eines großen unternehmens oder eines kleinbetriebs ist. man erkennt schnell, dass alle deine kunden »100% uebele« bekommen. ein umstand der deinem büro ein hohes maß an glaubwürdigkeit verleiht. dies führt zu einer ganz einfachen frage: welcher motor treibt andreas uebele an? 

mich interssiert nicht die größe eines unternehmens, noch die bedeutung oder die finanzielle seite eines auftrags oder die finanzielle potenz eines auftraggebers. wenn der auftraggeber uns den freiraum lässt, eine gute arbeit zu machen, sind wir glücklich. unser bestreben ist, schöne dinge in die welt zu setzen. dieser, etwas hochtrabend formulierte anspruch, ist tatsächlich der motor. uns interessiert nur eine gute arbeit, egal für wen.  

als professor an der fachhochschule in düsseldorf ist teil deines brotberufs, wissen weiterzugeben. inwieweit wird aber auch an dich wissen weitergegeben? und wie wichtig ist für dich und deine arbeit der dialog mit jungen angehenden berufskollegen? 

als lehrer ist es eine aufgabe wissen, eine andere, haltung zu vermitteln. bei diesem prozess profitiere ich dergestalt, dass ich gewzungen bin, meine kritik zu erklären. das bedeutet, dass ich die gründe für eine gestalterische kritik erklären muss. dies hilft mir in meiner arbeit, besonders bei präsentationen vor kunden, unsere gestalterische entscheidungen nachvollziehbar zu erläutern. im dialog mit studenten erfahre genauso etwas von der welt wie im gespräch mit kunden und mitarbeitern. so sehe ich leichtes und schweres, kompliziertes und einfaches, ernsthaftes und leichtfertiges. 

vor einigen jahren hast du mit deiner aussage aufhorchen lassen, dass nur etwa 10% des nachwuchs im bereich design wirklich brauchbare arbeiten liefert. da gerade im bereich ausbildung immer beide seiten funktionieren müssen, also sowohl jene die die ausbildung vermitteln als auch jene die sie empfangen, eine frage in richtung bildungssysteme: was würde andreas uebele ändern, um den prozentsatz jener designer signifikant zu erhöhen, die brauchbare arbeiten liefern? 

• die berufung auf lebenszeit für lehrende abschaffen 

• die vielzahl von ausbildungsstätten in deutschland reduzieren, konkret: hochschulen schließen 

• hochschulen bewerten durch unabhägige fachleute, die in der branche einen untadeligen und hervorragenden ruf genießen und ein ranking erstellen 

• gute hochschulen mit geld belohnen (exzellenzinitiative) 

• weniger studenten ausbilden 

• bachelor/master abschaffen 

eine letzte frage zum thema nachhaltigkeit in kreativen berufen. du hast die möglichkeit in einem satz den kreativen einen tipp für ihre zukunft mitzugeben. welchen satz würde uns andreas uebele schenken? 

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